Auffällig ist, dass der Denkmalschutz in Moers einen besonders schweren Stand hat. Der kulturvergessene Umgang mit dem Gewachsenen hat in dieser Stadt eine lange Tradition und der Denkmalschutzgedanke ist bis zum heutigen Tag nicht wirklich in Moers etabliert. Bis in die Gegenwart weiß man offensichtlich die identitätsstiftende Wirkung historischer Bausubstanz und gewachsener Strukturen nicht zu schätzen. Als vorläufig letztes Beispiel sei der Abriss (2016) des ersten Bahnhofs in Moers genannt.

 

Im Zweifelsfall verliert der Denkmalschutz stets gegen den Kontrahenten Kommerz. Doch existiert neben dieser erodierenden Kraft mindestens eine weitere. Es ist dem Anschein nach, auch ein von persönlichen Eitelkeiten und Profilneurosen ausgelöster Drang. Über weitere Motive, die zum massiven Kahlschlag an alter Bausubstanz in der Zeit der "Baulöwen" geführt haben, lässt sich nur spukulieren. In einem unfassbaren Ausmaß hat dieser Zerstörungsdrang insbesondere in dem Zeitraum von ca. 1965 bis ca. 1985 gewirkt, in dem die alte Grafenstadt ihren -vom Krieg nahezu unversehrten- Charakter verloren hat. Auch wenn der in dieser Zeit für die Stadtplanung verantwortliche Oberbaurat (und Träger des Moerser Ehrenrings No. 87) Heinz Oppers offenbar die treibende Kraft gewesen ist, so ist es unbillig, ihm die Verantwortung alleine zuzuschreiben. Den beschlussfassenden Mitgliedern des Rates der Stadt Moers ist dieser unwiederbringliche Verlust ebenso anzukreiden.

 

Doch, wie erwähnt, der Kulturauftrag, das Bewahrenswerte vor dem Abriss zu schützen, der seinen Ausdruck auch in dem Denkmalschutzgesetz NRW von 1980 gefunden hat, wird weiter nach Kräften ignoriert. Es wird nach wie vor zu Lasten der alten Bausubstanz und zu Lasten der historischen Stadtstruktur geplant und hemmungslos verändert.

 

Vor dem Abriss der gesamten Bausubstanz an der Oberwallstraße zeigten sich die Ratsmitglieder 1977 begeistert von dem Modell des geplanten Wallzentrums, das an die Stelle dieses Altstadtquartiers treten sollte. Nach dessen Fertigstellung waren nicht wenige der Verantwortlichen über den Anblick entsetzt. 32 Jahre später, also 2009 fand eine Ortsbesichtigung von Ratsmitgliedern an der frisch fertiggestellten Senioren-Wohnanlage am Südring statt. Diejenigen, die den Beschluss gefasst hatten, dem Komplex die Baugenehmigung zu erteilen, waren überrascht (!?), in welch geringer Distanz zur Wallanlage die Gebäude errichtet wurden...............

 

Aufschluß über diesen bis heute wirkenden Veränderungsprozess gibt sowohl der folgende Link:

 

http://gmgv-moers.de/66-0-Staedtebauliche-Entwicklung-von-Moers-im-20-Jahrh--Teil-3-.html?goback=5

 

als auch die unten laufende Slideshow Aufschluss.

 

Mit dem darunter befindlichen Button sind weitere Einzelheiten zu den Bildern aufzufinden.

Manische veränderungs- und Abrisswut in Moers

Historische Aufnahmen Niederrhein

Bildquellen: Rheinische Post, W A Z, Stadtarchiv Moers, Wikipedia, Grafschafter Museums- und Geschichtsverein, eigene Aufnahmen

Bildverwendung: nonkommerziell